Das neue Jahrtausend war erst ein paar Jahre alt, als ich im September eine Einladung zum Grillen erhielt. Den Ort, der im tiefsten Bayern liegt, kannte ich bis dato nicht. Die Septembersonne färbte das Laub bunt und die Grillen gaben alles, was es an Musik in ihrem Repertoire zu finden gab. Langsam, mit offenen Seitenscheiben, fuhr ich durch die Landschaft. Der laue Wind fuhr in meine Haare und brachte Blütenduft mit. Wenn ich Herr über die Zeit wäre, würde ich sie anhalten. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass die Zivilisation aufhört. Kein Mensch oder Haus war zu sehen. Nur eine endlose kurvenreiche geteerte Straße, auf der sich die Hitze des Tages spiegelte. Als der Verdacht, ich habe mich verfahren, in mir aufkam, sah ich in der Ferne einen spitzen Giebel. Das Gaspedal wurde nach unten gedrückt, die Zylinder im Motor heulten auf und die Geschwindigkeit nahm zu. Ich war zu sehr im Augenblick gefangen, den ich während der Autofahrt erlebte. Deshalb hatte ich die Zeit außer Acht gelassen.
Längst führte die Dunkelheit Regie. Das Lagerfeuer, dass wild knisternd brannte, ließen Gesichter als Fratzen erscheinen und unsere Körper zeichneten sich windende und tanzende Schatten auf den harten Lehmboden. Ich habe nur halbheimlich gefurzt und auf das fehlerhafte, seltsame, ungerechte und wundervolle Leben geschimpft und mit den anderen angestoßen. Wir haben gelacht, gesungen, geweint und manch einer berichtete von grausigen Erlebten. Manches Lebensschicksal war traurig, voller Hass und Unverständnis. Das Dunkle hatte so manchen in seiner Gewalt. Schufen die Seelen, dessen Gefäß wir sind, ihre eigenen Dämonen?
Weit nach Mitternacht, viele waren allein oder zu zweien in ihren Schlafsäcken gekrochen, saß ich nachdenklich vor der Glut. Außer mir verweigerten 2 Päärchen dem chthonischen Gott den Gehorsam. Leise kamen Worte über ihre Lippen und Wortfetzen drangen an mein Ohr. Geistheiler, Lästerer, gottlos, Blasphemie, Wunder … diese Worte vertrieben blitzschnell meine aufkommende Müdigkeit. Sie merkten, dass ich ihnen zuhörte und luden mich ein, bei ihnen zu sein. Sie waren alle um die 30, hatten Piercings und Tattoos. Die Frauen waren auffällig geschminkt. Sie trugen Shirts und Miniröcke. „Sie sind bestimmt nackt unter ihrer Kleidung“… ein Schmunzeln konnte ich bei diesen Gedanken nicht unterdrücken. Ihre nackten Beine waren rasiert und die Füße schmutzig vom Sand und Lehm. ich hatte sie tanzen gesehen. Sie bewegten sich geschmeidig, Schlangen gleich. Manchmal meinte ich, sie wären in Trance. Ihre Begleiter waren bis auf ihre Shorts nackt. Ihre Körper waren durchtrainiert und schmutzig von Staub, der beim Tanz vom Boden aufgewirbelt war. Schweiß vermischte sich mit „verschüttenden“ Bier. Aus ihren Gesichtern leuchteten ihre dunkeln Augen voller Energie. Das Gesicht verjüngte sich nach unten über die Wangen zu einem schmalen, spitzen Kinn hin. Die schmalen, harten „fast verkniffenen“ Lippen und die spitze leicht nach vorn gebogene Nase verliehen dem Gesicht eien besondere Ausstrahlung. die in Worte ich nicht fassen kann. Wollte ich sie in ein Raster einordnen, so versuchte ich das Unmögliche. Sie waren menschlich anziehend und abstoßend sogleich. ihre Body language war geschmeidig, kraftvoll… ein Versprechen, eine Drohung – ich war froh, dass sie mir gut gesonnen waren. Klar, vordergründig waren sie die Freunde und Begleiter der beiden Frauen – aber wer waren sie wirklich? Meine Gedanken kamen nicht zur Ruhe und meine Fantasie zeichneten bizarre Bilder in mein Kopf. Ich konnte nur hoffen, dass niemand Gedanken lesen konnte.
Man sprach von den alten Göttern, die mir nicht unbekannt sind. Rituale wurden beschrieben, die mir die Nackenhaare aufstellten. Es wurden von Geistheilern und ihrem Wirken gesprochen. Was ich bemerkte war, dass ich öfter ein Kribbeln, das über meinen Rücken bis hinauf zu den Haaren verspürte. Mir war, als würden Ameisen mit ihren zarten Beinen über meine Haut laufen. Mir ist dieses Phänomen bekannt. Energie ist am Fließen. Mit beiden Händen fuhr ich mir durch meine Haare. Sie sahen es, lachten und sprachen mich auf die Energie an, die ich fühlte. Sie meinten, der Energiefluss, den ich spürte käme von einem Ort der Kraft, der unweit von mir war. Meine Augen suchten, fanden aber nichts. Da stand eine der Unbekannten auf, ging zu einem Tisch, der eine Armlänge von mir entfernt stand und holte aus ihrer Sacktasche ein großes Foto eines Mannes, der einen dicken Hals, einem Kropf ähnlich, hatte hervor und hielt es mir vors Gesicht. Das Kribbeln verstärkte sich sofort. „Wer ist das“, fragte ich. „Bruno Gröning“, kam es flüsternd über ihre Lippen. „Du musst ihn doch kennen, da du seine Energie so deutlich fühlst? Kennst du ihn?“
„Setz dich, setz dich her zu uns und trink ein Glas Rum. Wir treffen selten jemanden, der diese Energie so deutlich spürt aber nicht weiß, wer die Quelle ist. Wir erzählen dir von Bruno Gröning, ein Heiler, der nicht lange vor deiner Geburt verstarb, dessen Energie noch immer auf dieser Welt ist und wirkt. Sie erzählten, dass er in Bayern gelebt und gewirkt hat, von den Anfeindungen und seinem Schicksal. Es gbt in ganz Deutschland Menschengruppen, die ihn verehren, die in seinem Namen „Gutes“ tun – eben heilen. Er heilte mit Worten, Gesten – auch von den Universitäten z.B. Universität Würzburg aufgegebene Patienten. Er konnte so manches Leid lindern. Er hatte viele Feinde. Auch über seinen Tot hinaus? In München gibt es ein Kino, dass nur sein Lebenswerk, das auf einem Film „gebannt“ wurde, gezeigt wird. Sie sagten, dass sie so einer Gruppe angehören, deswegen wissen sie so viel über ihn und tragen seine Energien in sich. Ich wünschte mir damals, ich hätte Macht über die Zeit. Ich hätte sie anhalten mögen. Fast verblassten am Horizont die Sterne, als jeder in sein Schlafsack kroch. Es dauerte eine Weile, ich war dem Schlaf schon sehr nahe, als ich merkte, wie sie neben mir stand, sich auszog und zu mirin den Schlafsack kroch. „Also war sie doch nackt unter dem Rock und Shirt“, dachte ich mit einem leisen Lächeln. Der chthonische Gott musste warten.
Am späten Vormittag, wir saßen beim Frühstück, fragten Tabea und Ron, so hieß das eine Paar, mich, ob ich für sechs Wochen auf ihr Haus aufpassen würde, da sie nach Brasilien fahren um dort einen Geistheiler zu besuchen. Tage darauf saß ich bei ihnen im Wintergarten beim Abendessen. Es gab einiges zu besprechen. Während der ganzen Zeit verspürte ich das angenehme Kribbeln. Bei einem Glas Wein, traute ich mich sie drüber anzusprechen. Tabea lachte und wies mit einem Finger in eine Schranknische. „Schau mal dahin“, sagte sie lachend. Ich stand auf, lief zu der angewiesenen Stelle und sah ein Foto von Bruno Gröning. Wieder machte ich den Test und lief vor dem Schrank ein paar Mal auf und ab: Das Kribbeln verringerte sich, wenn ich mich etwas entfernte und verstärkte sich, wenn ich direkt davor stand – es war immer angenehm.
An jenem Abend erfuhr ich mehr über sein Wirken, wie er lebte und bekam Insiderwissen, bezüglich der Arbeit von Frauen und Männer, die in den Zirkeln bzw. den Gemeinschaften leben.
Ich bin mir sicher, dass meine Artikel diesen Leuten nicht verborgen bleiben wird. Da ich versprochen habe, über das Insiderwissen zu schweigen, habe ich an Informationen zusammen getragen, was ich für wichtig halte. Sollte ich irgendwelche „Grenzen“ überschritten haben, bitte ich um Vergebung und um Nachricht, damit ich korrigierend arbeiten kann.