• Muttertag

    Erinnerungstag, im Kalender eingetragen gleich Allem was nie an Bedeutung, an Größe, an seiner Einmaligkeit in Vergessenheit geraden darf trotz schnelllebiger Zeit, den bunten, lockenden, interessanten Medien, der veränderten Gesellschaftsform etc. Selbst in der Zukunft, die ja auf Veränderung steht, sollte dieser besondere Tag vermerkt bleiben, so denkt sie.

    Es ist kurz nach 16.00 Uhr. Blank gefegt ist der Himmel nun. Die dunklen Wolken sind verschwunden. Der kurze Regenguss hat der Erde sicher wohlgetan. Die Sonnenstrahlen wärmen wieder. Sie sitzt auf ihrer weißen Bank auf der Terrasse mit den vielen blühenden, farbigen Gewächsen in den Kübeln. Ihre jüngere Freundin Moni hat sie soeben mit dem Auto nach Hause gebracht. Sie waren in ihren Lieblings Kaffee. Sie fanden, dass musste sein. Was für ein Tag, was für ein Muttertag für sie, denn eigentlich war sie allein, ohne ihre Kinder, aber das mit gegenseitigem Einverständnis.

    Mutter-Tag bedeutet nicht nur ein Strauß Blumen, ein Geschenk gleich welcher Couleur, einmal Essen gehen, Anstoßen auf die Gesundheit, Kaffeetrinken und danach schnell wieder fort. Das Handy ruft, die Zeit drängt, Ziel ist das eigene Leben.

    Muttertag bedeutet, so denkt sie, eigentlich nur der Mutter im besonderen Maße Liebe, Aufmerksamkeit, Achtung, Anerkennung usw. zu geben und zu zeigen für ihre selbstlose unermüdliche Hingabe bis zum erwachsenen Alter, bis zur Selbstständigkeit. Kurz gesagt, es ist ein Tag der Ehrung für alle Mütter für ihren Mut, ihre Geduld, ihre Liebe, ihre Weitsicht, ihren Friedenswillen etc. Im weitesten Sinne, so ihr Gedankengang, gehört auch „Mutter Natur" dazu und alles was gebiert, was Leben hervor bringt.

    Sie fühlt sich großartig. Sie hat es gewagt und geschafft, allein zum Essen zu gehen. Ein kurzer Weg nur, aber für sie aus gesundheitlicher Sicht, immer ein kleines Wagnis. Es ist Spargelzeit. Welch eine Köstlichkeit. Sie konnte es so recht genießen. Zuvor gab es eine kleine Panne. Sie hatte die Öffnungszeit verwechselt. Schmunzelnd denkt sie daran. Der Ausweg hieß 20 Minuten „ Busbahnhof“ auf der hölzernen Bank warten. Trotzdem klasse. Über der Kreuzung, dort vor dem Hotel Eingang beobachtete sie während dessen das Kommen und Gehen, oft wurden Gäste im Rollstuhl geschoben. Natürlich, es war ja Muttertag.

    Kühl ist es geworden. In Kissen und Decken eingehüllt, ein Glas Rotwein in der Hand, dazu die kleine Ampel mit der brennenden Kerze auf dem Tisch, so saß sie völlig zufrieden da, rings um Stille die nicht einmal ein Vogelruf unterbrach. Doch wie durch Zauberhand entstand vor ihren Augen ein Bild aus längst vergangenen Tagen.
    Zum Greifen nah stand ihr Mann da mit dem einjährigen Peterle auf den Arm und einem Blumenstrauß, so groß, dass dieser den Kleinen fasst verdeckte. Meine geliebten Gratulanten zum ersten Muttertag. Verwirrt und gleichermaßen erstaunt sah sie auf, denn sie weiß ganz genau, im Herbst wird sie Uroma. Unwirkliche Wirklichkeit. Dazu hörte sie wieder jene Melodie, die das Geschehen einst begleitete:

    … es ist ein Frühling ohne Ende, voll Blütenduft und Sonnen schein…

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