Bis zur letzten Patrone,

  • Bis zur letzten Patrone,
    bis zum letzten Atemzug,

    Volkstrauertag „ 2014“ .... Ich hatte einen Kameraden….

    Diese unverwechselbare Melodie zog sich bewusst durch viele Jahre meines Lebens.
    Heute ist ein nasskalter Novembertag. Ausgerüstet mit einem Schirm zum Abstützen und dem Sitzkissen stehe ich auf der Seite wo die steinernen Bänke stehen und die erforderliche Hilfe bieten. 80 - Plus an Jahren, noch immer schaue ich auf das Standbild, das Abbild eines jungen Mannes, das für Alle, für Generationen von Söhnen, Vätern, von geliebten Menschen steht.
    Jahrelang hörte ich den berufenen Rednern zu: Wir trauern um die Gefallenen zweier Weltkriege, um die Vermissten, um die Zivilbevölkerung, die bei den Kriegseinwirkungen litten und starben, um die Heimat - Vertriebenen, um die, die um ihres Glaubens willen starben, um die Minderheiten usw. Wir gedenken der Gefallenen in unserer Zeit…

    Ich höre zu, gut zu. Das Sterben geht weiter. Auseinandersetzungen um Macht, Profit, um den rechten Glauben, wie man sagt, um einen Gottesstaat zu errichten. Ein Reich für das Göttliche, für den Schöpfer allen Lebens? - Es steht geschrieben: Mein, Sein, Reich ist nicht von dieser Welt. Müsste man dagegen nicht einen Staat der gegenseitigen Anerkennung, der Hilfe, Liebe, Licht und Wärme gründen? Utopie? Das entspricht nicht dem menschlichen Naturell? Dann kämpfen wir weiter und der „Volkstrauertag“ bleibt Bestandteil unseres Lebens, nur die Generationen werden wechseln!

    Die Bläserkapelle, besetzt mit jungen Menschen, spielt das Lied vom guten Kameraden. Vor mir die Soldaten des Heeres, der Luft und der Marine haben Haltung angenommen, wir Zwei Alten tun es ihnen gleich. Die Kränze werden am Mahnmal niedergelegt. Wir, nur noch Einer meines Jahrgangs, unterstützt von einer Gehhilfe, sind neben mir. Wir nicken uns zu, und wissen um die Fehlenden, wir die Letzten einer einst großen Kameradschaft. - Ich vermisse die Generation der Enkel.

    Die Trauerfeier ist beendet, die Teilnehmer haben sich verlaufen. Ich sitze noch einen Moment, schaue noch einmal zum Standbild und lasse meine Gedanken kreisen. Aus den Tiefen der Erinnerung:
    Ja, sie standen und kämpften zusammen bis zum letzten Atemzug, bis jene letzte Patrone ihm das Leben nahm. Er wollte nicht sterben, der gewaltsame Tod war nicht der Plan, war nicht der Sinn seines Lebens. Ich hatte einen Kameraden.

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