Die Tür zum Vergessen

  • Ich stand wieder einmal zu nah am Geschehen. Die Verletzung will einfach nicht heilen. Eines Tages bekam ich von einer Frau eine Mail zugesandt – sie sprach mir Mut zu, wünschte mir die nötige Geduld und ihre Worte, so merkte ich kamen Ihr aus dem Herzen. Eine kleine Überraschung war im Anhang der Mail. Sie sagte, sie habe früher in einer Band gespielt und dieses Lied hatte Sie zusammen mit ihrem Bruder gesungen. Dieses Lied wollte sie mir schenken. So aktivierte ich mein Player. Während ich das Lied hörte, wurde eine Tür des Vergessens aufgestoßen. Ja ich bin Soldat, arbeite in der Medizin und ich habe die Aufgabe Leben zu erhalten, egal ob Feind oder Freund, und wenn es nötig sein sollte, auch zu nehmen. Es war in Afrika, wir waren auf der anderen Seite der Grenze. Es waren Soldaten der UN im DAFUR-Gebiet. Ich kannte sie fast alle. Unter ihnen war ein so ein Riese mit roten Haaren und Bart. Wenn es etwas zu feiern gab… der konnte saufen… ich schaute ihn immer fragend an und suchte den Plastikbeutel, wo er immer das Bier und den Whisky rein schüttete. Seine Hände, wenn er sie zu Fäusten ballte, waren wie kleine Hämmer. Er war immer gut gelaunt, machte Scherze, manchmal auch derbe. Er war eben ein Ire und wenn er sang, hörten ihm alle zu. Ich glaubte vom Alkoholpegel hing es ab, ob seine Lieder voller Sehnsucht nach der Heimat waren oder es waren lustige Trinklieder. Alle mochten den großen dicken Iren. Viel verstand ich nie, denn ich habe englisch nie gelernt. Doch kann ich gut zuhören.irgendwann rückte die Einheit in den Dschungel ab. Sie sollten sich zwischen die Fronten stellen um ein Blutbad zu verhindern. Auch wir standen in Bereitschaft. Dann kam mein Einsatz. Begleitet von zwei Kampfhubschrauber der Amerikaner hoben wir ab. Und landeten jenseits der Grenze. Abgesetzt und gleich wieder fort… so waren wir allein. Als der Lärm verklang, merkten wir die Stille. Kein Vogel, kein Tier, nur das leise rascheln des Windes, der den Geruch von Blut zu uns trug. Beschützt wurde ich von 2 Seals. Irgendwann kamen wir an. Auf einer kleinen Lichtung langen sooo Viele. Es war, wie wenn die Seelen der Gefallenen noch da waren. Es war ein Lärm in dieser Stille. Ein Lärm, der von niemanden gehört werden konnte, oder doch? Ich war für die zuständig, die noch leben wollten. So fand ich ihn, den roten dicken Iren, der oft Sehnsucht nach zu Hause hatte. Seine roten Haare waren von seinem Blut noch dunkler geworden. Ich hätte mir gewünscht, das ich Formwandeln könnte – ein Krake mit 12 Armen oder so. Drückte ich das eine Loch zu, blutet er aus einem anderen… ich sprach mit ihm, während ich ihn versorgte, auf Deutsch natürlich, fluchte, lachte, scherzte mit ihm. Selbst die Seals sahen mich schon komisch an. Dann lud ich ihn auf meine Schleiftrage – eine Vakuummatratze nur aus festen Kunststoff. Vorn waren zwei Gurte. Die legte ich um meinen Oberkörper und ich zog in durch die Hitze des Dschungels zum vereinbarten Landeplatz. Während einer Pause sagte ich ihm, dass ich ihm seinen großen weißen irischen Arsch verhaue, wenn er sich erlaubt zu sterben. Die Seals verstanden das. Grinsend verschwanden sie im Gebüsch. Ich sah sie kaum – wusste aber, sie waren da. Dann warteten wir am Landplatz. Trüb waren seine Augen geworden. Er sagte zu mir was – ich verstand es nicht und doch wusste ich, dass er sich verabschiedet hatte… Als wir ihn in den Hubschrauber einluden, machte er sich auf den Weg in die Highlands…Kilkelly Irland, so heißt das Lied


    Anmerkung: geschrieben von Nemo

  • ……..mit großem Interesse und Verständnis las ich Ihren Beitrag – Nemo -Ich gehöre der Kriegsgeneration, 2. Weltkrieg an mit den Millionen von Toten durch Bomben, Belagerungen, Hunger, Krankheiten, Tränen und unsagbarem Leid des Einzelnen sowie ganzer Völker. Ohne die Einsätze wie die Ihren, die mehr Berufung zeigen als Beruf, die das Leben der Kämpfenden retten, ohne Ansehen und Überlegungen ob Freund oder Feind, ohne diese Einsätze wäre dieses Chaos, was ja der Mensch selbst verursacht, diese Finsternis, dieses Grauen , ohne diese Einsätze wie die Ihren fehlte uns das Licht für die Hoffnung auf Völkerverständigung, gegenseitiger Achtung, Mitgefühl, Hilfbereitschaft, Toleranz und Vernunft.Hallo Nemo, ich hoffe, es hat Sie nicht alzu schwer getroffen. Gesunde haben leicht reden, ich weiß wovon ich spreche. Danke für Ihre Einsätze, für Ihren Mut! Baldige Genesung an Leib und Seele. Kämpfen wir gemeinsam gegen das Vergessen. Krieg kennt nur einen Gewinner und das ist er selbst.


    Anmerkung: geschrieben von Bert Berthold

  • … zur Erinnerung an Ihren gefallenen Kameraden…


    • …eines Tags fiel ein kleines Stück Paradies vom Himmel und schmiegte sich an einem weit entfernten Ort ins Meer. Als die Engel es fanden sah es so niedlich und nett aus, dass sie sagten: „wie wär’s, wenn wir es dort lassen würden,es schaut so friedlich aus! Und so haben sie es dann mit Sternenstaub besprenkelt, um die Kleeblätterzum Wachsen zu bringen. Dann besprühten sie es mit Silber,um den Seen ihren Glanz zu geben. Als sie damit fertig waren, nannten sie es IRLAND. (frei nach einem irischen Liedtext)


    Anmerkung: geschrieben von Sonne

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