Tief dringen sie durch die sieben Schichten deiner Haut, reißen schmerzhafte Wunden, öffnen Adern oder Venen, Blut fließt und nicht selten verbleibt das eine oder andere Bruchstück tief verborgen im Fleisch, bis der Körper es an die Oberfläche treibt und wir zu einer spitzen Nadel, scharfen Messer, Pinzette oder Skalpell greifen, um diese unangenehme Plage loszuwerden. Begleitet von Eiter und verwesten Giften liegt das winzige Stück Holz auf einem Stück Zellstoff. Du schaust es an und wunderst dich, warum es so viele Schmerzen bereiten kann.
Die Rede ist vom Dorn, der vielen Wesen durch das irdische Leben begleitet. Ist er nur Schmuck? Ist er der Beschützer? Gibt es die Dornen nur im Irdischen oder hält das Leben, das Schicksal für uns so manche scharfen Stacheln bereit? Was muss der- oder diejenige erdulden, leiden und spüren, wenn er vom Schicksal durch einen ganzen Wald voller Dornen gehen muss, um seinen Frieden zu finden, seine Bestimmung zu erfüllen?
„Maria durch den Dornwald ging“, ich habe nicht gezählt, wie oft ich dieses Lied gehört habe: Weibliche wie männliche Opernsänger, Knaben- und andere Chöre haben sich versucht, Emotionen und Gedanken zu transportieren, Schlägersängerinnen, Schlagerstars und andere haben versucht, ob sie diesem Text, dieser melancholischen Melodie eine eigene Botschaft mitgeben können. Was soll ich sagen: Egal wann ich dieses Lied hörte, es passte immer in die Zeit und Geschehnisse.
Ohne Ziel war ich auf Youtube. Stöberte in dem riesigen Fundus nach passender Musik, mir war einfach danach, wollte in sie eintauchen, mich verlieren und auf den Wellen der Emotionen davon treiben. Zufällig wurde mir das Lied „Maria durch ein` Dornwald ging“ angezeigt. Die Aufnahme wurde in den Abbey Road Studios in London aufgenommen. Ein großer Fan bin ich von Helene Fischer nicht. Sie ist eine grandiose Künstlerin – es ist eben Geschmacksache. Irgendwer, irgendwas übernahm für ein Bruchteil einer Sekunde die Kontrolle über mich. Das Lied startete!
Ich war fasziniert. Emotionen hätten mich lachen und gleichzeitig weinen lassen, ich fror und gleichzeitig rann Feuer durch meine Adern, Gedanken fanden keinen Anfang, kein Ende und das Lied zauberte Bilder in mich, sah, wie eine Frau durch den Dornwald ging, liebkost von den Dornen und von dürren geschmeidigen mit scharfen Dornen bestückten Zweigen beschützt. Meine Tränen rannen heiß über mein Gesicht und mein Innerstes stülpte sich nach außen. Es passierte so schnell und so unkontrolliert. Lange schon war das Lied gesungen. Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, bis ich mich wieder im Hier und Jetzt, wiederfand. Gedanken sortierten sich. Sie fanden so manche Parallele in das Heute. Viele Dornen präsentieren sich einer ganzen Welt, sie stirbt, wird geformt von Mächtigen, die wir nicht verstehen und Weihnachten steht vor der Tür, die für Viele sich nicht öffnen wird. Ein pandemisches Martyrium „reißt“ die Erde auf und ein weltumspannender Dornenwald wächst undurchdringlich, stark und zum Töten breitet strecken sich seinen dürren, unbezähmbare Äste nach uns aus. Die Dornen, scharf geschliffen und spitz, demonstrieren das Unvermeidliche.
Und doch… es geht … hört, mehr noch, versucht die Botschaft zu verstehen, lasst Euch treiben, lasst die Emotionen und Gefühle frei… Hoffnung, solange es Hoffnung, gibt, dass wir den Weg durch den Wald voller Dornen, unbeschadet finden lässt uns leben.
Ich wünsche Euch eine fröhliches Weihnacht und eine gute Zeit auf euren Weg durch die zerbrechliche Zukunft.