Diese Chance konnte er sich nicht entgehen lassen: Im Frühjahr 1880, er war knapp 21 Jahre alt und studierte Medizin in Edinburgh, wurde Arthur Conan Doyle gefragt, ob er für sechs Monate als Schiffsarzt auf dem Walfänger Hope anheuern wollte. Er wollte – nicht ahnend, dass die Reise ins eisige Polarmeer verborgene Talente in ihm hervorbringen würde: Bald schon war Doyle weniger als Arzt gefragt denn als begnadeter Schütze, der sich unermüdlich an der Jagd auf Robben und Vögel beteiligte und mutig auf Eisschollen hinauswagte (von denen er so oft herunter und ins Wasser fiel, dass der Kapitän ihn den „großen Eistaucher“ nannte). An Bord lernte Doyle das endlose Warten auf den Wal kennen, diskutierte über Philosophie und Religion, boxte mit Schiffskameraden und begeisterte sich für eine im Gurkenglas gehaltene Meeresschnecke, die er „John Thomas“ taufte – vor allem aber führte er ein Tagebuch, in dem er das Erlebte festhielt, womit er gleichzeitig das Fundament für sein späteres Schreiben legte.
über den Autor:
Geboren am 22. 5. 1859 in Edinburgh/Schottland. Sein Vater stammte aus einer aristokratischen irischen Familie. Doyle studierte Medizin an der Universität Edinburgh und erhielt 1885 seinen Doktortitel. Mit dem Schreiben begann er 1879, um sein Studium bezahlen zu können. Seine Praxis in Southsea/Portsmouth brachte ihm nicht genügend Patienten und ließ ihm Zeit zur Fortsetzung seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Seine erste Sherlock-Holmes-Geschichte »A Study in Scarlet« wurde 1887 veröffentlicht.
1902 wurde Doyle geadelt, weil er ein patriotisches Pamphlet auf eigene Kosten veröffentlichte. Er war sehr an sportlicher Tätigkeit interessiert und soll angeblich das Skifahren in der Schweiz eingeführt haben. Er war zweimal verheiratet und hatte 5 Kinder. Doyle starb am 7. 7. 1930 in Crowborough/Sussex.
Rezension:
Harald Eggebrecht bewundert die Direktheit und die Kraft der Tagebuchaufzeichungen, die Arthur Conan Doyle 1880 an Bord der MS Hope anfertigte. Wie sportlich der junge Schiffsarzt und spätere Erfolgsautor auch die gefährlichsten Situationen im Eismeer nahm, imponiert Eggebrecht. Der opulente und, wie der Rezensent schreibt, „sehr gut“ übersetzte Band taugt laut Eggebrecht durch seinen Fußnotenreichtum allerdings auch als Kompendium über den Walfang. Dass weitere Geschichten Conan Doyles mit Arktisbezug aufgenommen wurden, scheint dem Rezensenten ein weiteres Schmankerl zu sein.
geschrieben von: Süddeutsche Zeitung
und
Obwohl Arthur Conan Doyle doch eigentlich als Schiffsarzt auf dem Walfänger angeheuert hatte, verbringt er mehr Zeit damit, der Crew Blessuren zuzufügen, als sie zu verarzten, wundert sich Tobias Lehmkuhl. Schlägereien waren jedenfalls an der Tagesordnung, erfährt der Rezensent im Reisetagebuch des späteren Sherlock-Holmes-Autors, das jetzt unter dem Titel „Heute dreimal ins Polarmeer gefallen“ erschienen ist – eine der witzigsten Passagen, verrät Lehmkuhl nebenbei. Mehr als die Raufereien erstaunt den Rezensenten aber der „Bildungsstand der rauen Kerle“ an Bord, mit denen Doyle im Maschinenraum über den Pentateuch und Darwin diskutieren konnte. Mit dem Anfang der Jagd ist aber auch bei Doyle die Wissenschaft abgeschrieben und fortan erzählt er nur noch seine persönliche Abenteuergeschichte, nicht ohne ein wenig Seemannsgarn zu spinnen, vermutet Lehmkuhl.
geschrieben von: Die Zeit