Kennt Ihr das Rittergut Ehrenberg? Es liegt unweit von Kribstein, also im tiefsten Sachsen. Dort hat ein wunderbarer Mann sein zu Hause gefunden. Fern seiner Heimat, dem mystischen Venedig, gründete er einen Förderkreis der sich Centre Arte Monte Onore nennt. Pier Giorgio Fulan ist ein Künstler und Architekt, der mit seinem Engagement u.a. das Rittergut Ehrenberg wieder aufbaut und renoviert. Dort, auf dem Rittergut, finden viele Veranstaltungen statt, treffen sich Künstler aller Couleur. Auch ich durfte auf dem Rittergut, in dem schon bewohnbaren, recht gemütlichen Gesindehaus, zwei Lesungen durchführen. Davon würde ich Euch gerne berichten. Warum? Vielleicht findet der eine oder Künstler/- in dort auch einen Ort, sich und ihre Werke zu präsentieren Die Veranstaltungen sind immer ein Erlebnis. Fast familiär geht es dort zu. Doch lasst Euch berichten:
Irgendwann, es war kurz vor Weihnachten sagte mir eine Arbeitskollegin, dass nicht weit von ihrem Wohnort es eine Burg gibt, wo u.a. Buchlesungen veranstaltet werden. Nicht lange gezögert und ich stand 2 Wochen später vor den verfallen Mauern eines Rittergutes. Die Tore hatten auch schon bessere Zeiten gesehen und ein anderes Gebäude sah so aus, als wäre es aus dem „Fliegenden Holländer“ entsprungen; ein Geisterhaus. Als erstes begrüßten mich 2 Dalmatiner, dann drückte mir der Künstler und Architekt Giorgio Furlan die Hand.
Freundlich wurde ich in das Gesindehaus gebeten – es hatte eine eigene sehr alte ehrwürdige Atmosphäre; die dicken Holztreppen knarrten zur Begrüßung, die erste Beule holte ich mir an einem dicken Balken, der über dem Türrahmen in seiner alten Pracht restauriert war, im Wohnzimmer stand da ein riesiger Tisch, aus uraltem Holz, ein Kanapee aus der Ritterzeit, wunderschöne Blumen, die in den Vasen steckten, gaben dem geordneten Chaos eine warme Note. Hier kann, hier muss ein Künstler „hausen“. Ich fühlte mich nicht fremd, fast wie zu Hause. Fast, wie zur damaligen Zeit, kochte Giorgio einen Espresso und wir unterhielten uns über Gott und die Welt, sprachen über das Buch, die Möglichkeiten einer Veranstaltung, sprachen über sein Projekt…
Die Zeit verging wie im Flug. Ehe wir uns versahen, war die Sonne untergegangen und die Nacht hatte das Sagen. Spontan sagte ich ihm, dass ich mein Honorar und den Reinerlös aus der Lesung gerne dem Förderkreis zur Verfügung zu stellen. Unsere Idee war: Mein Auftritt fand zusammen mit der Schauspielerin Suzan statt. Vor dem Beginn servierte eine etwas erotisch angezogene Schönheit das Höllenblut“ gut gekühlt natürlich. Ein Maler begann die Zigeunerin, die den Fandango tanzt, auf Leinwand zu malen. Dann begann die Session… Suzan, mein kleiner Teufel, führte die Gäste zu ihren Plätzen. Dann begann sie: Hört, hört ihr ihn kommen? Es ist… Sie verband meine Texte mit ihren von mir geschriebenen Worten. Während ich las, ging sie in das Dunkle des Raumes und irgendwann drang ein heiseres kreischendes teuflisches Gelächter an das Ohr der Zuhörer. Der Schreck saß manchen noch lang in den Gliedern. Augen suchten in der Dunkelheit. Ich schmunzelte oft in mich hinein. Es tat mir sooo gut. Als die Lesung vorbei und ich mein Werk getan hatte, sang sie das Lied der Schlange Ka aus dem Dschungelbuch:… habt Vertrauen, glaubt mir… Eure Seele gehört mir!
Wow… da kam noch einmal Gänsehaut. Die ca. 28 Leute klatschten Beifall – es ist ja das Brot des Künstlers. Es war schön zu sehen, dass es ihnen gefallen hat. Danach wurde gekocht. Ja ihr lest richtig! Nachdem nur noch der „harte Kern“, hier meine ich die jenigen, die dem Förderkreis zugehörig sind, noch da waren, wurde gekocht. Es gab Bandnudeln mit Lachsstückchen, Wein und Wasser. Es war eine familiäre Runde. Es wurde diskutiert, noch Autogramme in die Bücher geschrieben gelacht, Giorgio erzählte von Venedig und alle lauschten. Viel später als ich wollte, fuhren Suzan und ich wieder nach Ingolstadt. Während sie schlief, waren meine Gedanken bei Giorgio und seinen Lieben. Das Honorar von Suzan wurde selbstverständlich von mir bezahlt.
Später, es war im Sommer des gleichen Jahres, bekam ich von Giorgio die Anfrage, ob ich eine Lesung durchführen würde, aber diesmal nicht der Roman, sondern der Lyrikband wäre gefragt. Skeptisch sagte ich: Giorgio, die Leute rennen nach eine halben Stunde weg. Eine Stunde Lyrik, dass hält Keiner aus. Doch er sagte, komm einfach, wir werden sehen. Und so fuhr ich an einem Sonntag Nachmittag hin, mit so kleinen „Grummeln“ im Bauch. Anmerken will ich: Die von mir geschrieben Lyrik sind weder Prosa und Aphorismen. In die Seele und Herzen der Menschen habe ich schauen dürfen. Was ich da gesehen, erlebt und gefühlt habe, habe ich niedergeschrieben. Es waren 25 Personen, Frauen, Männern und Jugendliche. Das Altersprektrum war von 16 – ende 50. Das führte nur dazu, dass ich nicht ruhiger wurde. Irgendwann begann ich in dem schon bekannten Raum. Stille – eine fallende Stecknadel hätte einen wahnsinnigen Lärm verursacht, wenn sie aufgeschlagen hätte. Zu jedem Gedicht gab es eine Geschichte zu erzählen. Manchmal trafen meine Worte Worte dem Zuhörer ins Herz. So sah ich eine Hand, die eine verstohlene Träne wegwischte, hörte ein verlegenes Räuspern, sah ein Schmunzeln… Was soll ich Euch sagen, die Stunde schrumpfte zu winzigen Augenblicke. Honoriert wurden meine Gedanken mit Beifall, vielen Fragen udn einen Café mit Kuchen, die die Frauen aus dem erlesenen Kreise gebacken haben. Klar interessierte mich auch, was die „Jugend“ zu den Gedichten und Gedanken sagten. Keinem war langweilig, keinem haben meine Gedanken gestört, die ich in Form von Lyrik wiedergab… die Meinung war, dass es ein gelungener Sonntag-Nachmittag war und ich hatte das Gefühl, dass diese Meinung keine Höflichkeitsfloskel war.
Vielleicht werde ich wieder dort sein – dann, wenn mein neues Buch: Burgund Tränen und Gänsehaut – erscheint. Zur Buchmesse in Leipzig 2009 soll es vorgestellt werden. Schwarzer Humor, Ungeheuerliches und vieles mehr wird da zum Besten gegeben. Ich würde mich freuen, wenn Ihr, meine Freunde und Leser mit dabei währet.